Jedem Seelchen wünschen wir sein Schneckenhaus, in dem es Schutz, Geborgenheit und Liebe erfahren darf. Doch wir als Tier Refugium Wegberg e.V. müssen uns nach einer sehr belastenden Zeit aus der Katzenhilfe zurückziehen. Mit Kastrationsprojekten und unseren Kastrations-Gutscheinen werden wir weiter helfen. Doch wir kehren zurück zu dem was wir ursprünglich sind - ein Gnadenhof.
Die Gründe hierfür möchten wir Euch gerne erläutern. Wie vielleicht bekannt, wird der gesamte Gnadenhof mit Eseln, Schweinen, Schafen, Hühnern, Gänsen, Enten und Hunden Tag für Tag von EINER Person erledigt. Misten, Füttern, Pflege und Mails, Telefonate etc. füllt an sich schon einen 12- Stunden-Tag. Nancy betreut vor und nach ihrer Arbeit das Katzenhaus mit derzeit 23 Katzen (die meisten von ihnen sind Streuner und dementsprechend scheu, teilweise chronisch krank oder alt und daher mit sehr wenig Chancen auf ein eigenes Zuhause.
Bei uns leben dann privat die Niemands-Katzen. Das sind Katzen, die als verletzte Katzen bei unserer Tierärztin abgegeben wurden, und eigentlich aus Kostengründen eingeschläfert werden sollten oder verletzte Fundkatzen, die kostspieliger Behandlungen bedurften. Dieses Jahr waren es drei. Dann gibt es die Pflegestelle bei Heike, die dieses Jahr besonders viele Kitten zu betreuen hatte. Darüber hinaus waren Heike, Kerstin und Melanie immer zur Stelle wenn es hiess, dass irgendwo unkastrierte Katzen einzufangen waren. Tierarztfahrten hin und zurück.... meist 4-5 x die Woche entweder kranke Katzen oder zu den Kastrationen zum Tierarzt fahren. Auch Svenja hat dieses Jahr sich um Kitten gekümmert, weil wir bei uns einfach keinen Platz mehr hatten. Das bedeutet, dass Antonia nicht nur den Gnadenhof schmeissen , sondern auch mit den Pflegestellen koordinieren, sich um eingehende Notfälle kümmern und das Telefon, Mails, PNs betreuen muss. Nach drei intensiven Jahren müssen wir die Reissleine ziehen. Wir schaffen es einfach nicht mehr.
Zuviel blieb liegen in den letzten Monaten und Jahren. Wichtige Reparaturen, Anschaffungen usw für die Gnadenhoftiere wurden aus Zeit und Kostengründen immer und immer wieder zurückgestellt. Es ist nun an der Zeit, dass unseren Pfleglingen wieder mehr Zeit und Fürsorge zugute kommt. Auch haben wir unser Privatleben fast komplett hinten angestellt. Der Stress, die Belastungen, die Sorgen, die langen arbeitsintensiven Tage und immer das Gefühl im Nacken, dass wir vieles nicht geschafft haben und liegen lassen mussten. All das führte auch zu länger andauernden Erkrankungen und zwei Krankenhausaufenthalten.
Die größten emotionalen Tiefschläge haben wir durch Katzenfälle erhalten. Einige Katzenhalter haben uns sehr zugesetzt, Fundkatzen wurden uns zugetragen und von uns wieder zurückgeführt. Am Ende wurden wir an den Pranger gestellt. Das ganze viermal dieses Jahr in mehr oder weniger ähnlichem Verlauf. Viele andere Dinge haben uns es verdammt schwer gemacht. Ob es Ämter, Anfeindungen, Repressalien oder Anzeigen durch Tierschutzkollegen waren... es geht nicht mehr in diesem Tempo.
Den letzten Schlag gab uns aber ein fieser Virus in unserem Katzenbestand. Trotz vorheriger Quarantäne bei allen neu ankommenden Katzen, hat sich bei uns ein Virus breitgemacht.Der Monat August 2015 wir uns in sehr trauriger Erinnerung bleiben. Bis gestern sind uns (bei Pflegestelle + Katzenhaus) insgesamt 18 Katzen gestorben. Gestern ist auch das 3. Baby von Betty gestorben, nun hatte es seine vier Lebenswochen voll und doch hat es nicht sein sollen... Betty ist eine wilde Mami, die vier Babys bei uns geboren hat und nachdem in den ersten beiden Wochen 2 gestorben sind, schien das schlimmste überstanden zu sein. Gestern dann die böse Überraschung. Wir hoffen nun dass es das letzte Baby schafft.
Leider ist das Ergebnis aus der Pathologie immer noch nicht da, so dass wir nicht wissen, was es genau ist, was uns den Boden unter den Füßen wegreisst. Die bisherigen Tests brachten keine Klarheit. Ob Parvo, FIV oder FeLV - alles negativ. Bakteriell konnte ebensowenig etwas nachgewiesen werden. Neben dem Quarantänezimmer ist daher auch das Katzenhaus bis auf weiteres von uns unter Quarantäne gestellt worden. Wir nehmen nichts auf und es geht nichts raus. Denn für jede Katze, die wir aufnehmen würden, könnte es ein grosses Risiko bedeuten. Zudem würde sie neue Bakterien oder Viren mitbringen und die geschwächten Katzen zusätzlich belasten. Dasselbe gibt für Besucher. Auch sie könnten etwas rein- oder eben raustragen. Seit drei Wochen sind wir intensiv mit der Pflege, Medizingabe und akribischem Putzen beschäftigt. Ist man mit dem letzten fertig, kann man mit dem ersten wieder anfangen. Einige brauchen 2x täglich Infusion. Bei den wilden Katzen gestaltet sich eine Spritzengabe doch etwas schwieriger und somit zeitaufwendiger. Aber wir geben keinen auf, jedes Seelchen hat es verdient dass wir unser Bestes geben. Die Katzen, die diese schlimme Zeit überstehen, werden bei uns bleiben und werden somit unsere Gnadenhofkatzen.
Somit schliesst sich dann unser Kapitel und müssen auch in Zukunft Abgabekatzen sowie Fundkatzen an das Tierheim Heinsberg verweisen. Das Tierheim ist über unsere Entscheidung seit heute auch telefonisch informiert. Als Auffangstation für Wildtiere, Wildvögel sowie für Kleintiere (ausser Hunde und Katzen) sind wir als Gnadenhof weiter tätig. Nach der Erstversorgung werden sie dann je nach Kapazität den entsprechenden Wildtierstationen oder einer Endstelle zugeführt. Doch auch ohne Notfälle sind wir mit dem Gnadenhof gut ausgelastet. Danke für das Verständnis......
Nachtrag: Haben ganz vergessen, dass auch für das Fortbestehen des Tier Refugiums und der Tierhilfe wir weiterhin jede Hilfe brauchen. Gerade alte und kranke Tiere benötigen mehr Zeit und erfordern mehr tierärztliche Hilfe. Wir hoffen somit weiter auf Eure Unterstützung. A.G